In Deutschland gelten seit vielen Jahren strenge Lenk- und Ruhezeiten, die insbesondere die Arbeitszeit von Kraftfahrern stark begrenzen, aber auch im Alltag beispielsweise sicherstellen, dass der Sonntag Ruhetag ist. Lärmbelastete Arbeiten sind daher nur in Ausnahmen und mit ausdrücklicher Genehmigung erlaubt. Doch was für den einen ein Ärgernis ist, bildet für andere die Grundpfeiler eigener Ruhephasen.
Warum sind Lenk- und Ruhezeiten wichtig?
Im Jahr 2007 wurden die Lenk- und Ruhezeiten in Deutschland noch einmal angepasst. Bei dieser Anpassung wird es sich wohl nicht um die Letzte handeln. Immer wieder wird darüber diskutiert, ob Nachbesserungen bei den Lenk- und Ruhezeiten erforderlich sind, um beispielsweise den Klimaschutz zu optimieren.
Um einheitliche Vorschriften auf Bundesebene zu schaffen, werden die Lenk- und Ruhezeiten in Deutschland durch ein entsprechendes Gesetz geregelt. Eines der primären Ziele bei der Einführung der Lenk- und Ruhezeiten war es, die in Deutschland beschäftigten LKW-Fahrer zu schützen. So sollten diese vor einer anhaltenden Überlastung bewahrt werden. Durch die konsequente Einhaltung und die damit verbundenen Ruhephasen wirken sich die Lenk- und Ruhezeiten aber auch positiv auf die Sicherheit auf Deutschlands Straßen aus.
Kraftfahrer, die überlastet und übermüdet sind, sind schneller unkonzentriert. Ihnen passieren damit also auch häufiger Fehler. Sie übersehen gewisse Abläufe und Vorgänge, beachten vielleicht aber auch Regeln nicht im gewünschten Umfang. Damit nimmt das Unfallrisiko deutlich zu.
Damit die Lenk- und Ruhezeiten auch wirklich eingehalten werden, drohen bei Nichtbeachtung empfindliche Bußgelder. Diese treffen ab einer Überschreitung von mehr als einer Stunde übrigens nicht nur den betroffenen LKW-Fahrer, sondern auch die Unternehmen, die dahinterstehen. Schon ab einer Überschreitung von mehr als zwei Stunden, muss je halbe Stunde mit einem Bußgeld von 30 Euro gerechnet werden.
Lenk- und Ruhezeiten fördern Achtsamkeit
Doch nicht nur aus Sicht der Verkehrssicherheit sind die festgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten wichtig:
- Lenk- und Ruhezeiten sind immer auch Zeiten des Innehaltens. Sie helfen dabei, sich bewusst zu entspannen und Last abzulegen.
- Der menschliche Körper braucht Pausen. In turbulenten Zeiten fällt es schwer, sich diese bewusst zu nehmen. Hier sind Lenk- und Ruhezeiten eine Art Leitfaden.
- In Entspannungsphasen kann unser Körper neue Energie tanken und seine Sinne schärfen. Das wirkt sich positiv auf die Konzentration und die Reaktionsfähigkeit aus.
- Durch die Entspannungsphasen kann sich der Körper in den Lenk- und Ruhezeiten regenerieren. Das wirkt sich wiederum positiv auf das physische und psychische Wohlbefinden aus.
- In Lenk- und Ruhezeiten bietet sich die Gelegenheit, sich auf die eigenen Hobbys zu konzentrieren. Das fördert wiederum Lebensfreude und schafft Motivation für die neuen anstehenden Aufgaben.
Effizienz ist manchmal nicht das Wichtigste für ein Land
Die Gesellschaft schien in den letzten Jahren nur ein Motto zu kennen “höher, schneller und weiter”. Damit wurden die To-do-Listen länger, die Arbeitstage umfassender, aber auch die Herausforderungen für das körperliche und seelische Wohlbefinden immer größer. Lange Zeit war Effizienz daher auch eines der wichtigsten Stichworte in der individuellen Erziehung. Durch frühzeitige Förderangebote sollte die Lern- und Leistungsfähigkeit von Kindern stetig ausgebaut und erhöht werden.
Mittlerweile wird bewusst gegen diese Entwicklung gesteuert. Individuelle Achtsamkeit ist in den letzten Jahren zunehmend im Bewusstsein der Menschen angekommen und findet heute mehr Aufmerksamkeit denn je. Gesetze, die zum Beispiel feste Lenk- und Ruhezeiten von Kraftfahrern festhalten, fördern diese Entwicklung und sind wichtig, um einen nachvollziehbaren Rahmen zu schaffen und ein Grundgerüst auf den Weg zu bringen, an das sich alle Beteiligten halten müssen, ohne dabei ein Gefühl von Druck zu verspüren.
Dass es sich dabei vor allem langfristig für ein Land auszahlen kann, bewusst weniger zu arbeiten, zeigen aktuelle Zahlen. So arbeiten die Bundesbürger zwar im Vergleich zu anderen Menschen in anderen Ländern in Europa deutlich weniger, sind dafür aber viel effizienter. So gibt es nur wenige europäische Länder, die in Sachen Produktivität mit den Menschen in Deutschland mithalten können. In der Zeit, in der sich die Bundesbürger am Schreibtisch, dem Fließband oder eben auch im Führerhaus einfinden, sind sie konzentriert und wickeln ein erhebliches Leistungspensum ab.
Lenk- und Ruhezeiten haben positive Effekte auf Klima und Lebensqualität gleichermaßen
Lenk- und Ruhezeiten sorgen aber auch dafür, dass Familien ausreichend Zeit bleibt und positive Anreize für den Zuzug geschaffen werden. Gerade für Familien spielt bei der Auswahl des Wohnortes der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Junge Familien möchten so viel Zeit wie möglich mit ihren Kindern verbringen. Vom Gesetzgeber festgeschriebene Ruhezeiten bieten hierfür den nötigen Rahmen. Die damit verbundene Achtsamkeit kann langfristig sowohl das individuelle Wohlbefinden als auch die Lebensqualität steigern. Beides sind wiederum wichtige Grundlagen, um im Job weiter produktiv zu sein.
Zu den großen Gewinnern von Lenk- und Ruhezeiten gehören aber auch Klima und Umwelt. Sie grenzen die Belastung von Abgasen, Lärm und anderen Schadstoffen deutlich ein. Deswegen wurde zuletzt, um auch in Zukunft die Klimaziele erreichen zu können, über einen autofreien Sonntag oder sogar über ein Fahrverbot am Wochenende diskutiert. Bislang hält sich der Zuspruch zu diesen Plänen aber in Grenzen. Ein Grund dafür ist, dass gerade die Wochenenden, allen voran die Sonntage, gern für Familien- und Freizeitausflüge genutzt werden.