Moderne Netbooks sind nicht nur praktische Mini-Laptops, sondern auch die perfekten Begleiter, wenn man unterwegs Office-Tätigkeiten ausführen möchte. Wir haben ein besonders ansprechendes Gerät eines Herstellers unter die Lupe genommen, der normalerweise in einem völlig anderen Geschäftsfeld tätig ist, nämlich Nokia. Das Booklet 3G kommt mit einer praktischen Display-Größe von 10,1 Zoll und einer überdurchschnittlich langen Akkulaufzeit. Das Gerät macht qualitativ einen sehr guten Eindruck und wirkt absolut edel, was nicht zuletzt am Aluminiumgehäuse liegt. Durch das integrierte HSDPA-Modem kann man überall damit ins Internet gehen und natürlich ist auch WLAN mit an Bord. Hier unser Review …
Mini-Notebook vom finnischen Telekom-Produzenten
Bereits der Erstkontakt für den Test des Nokia Booklet 3G macht Spaß, denn schon die Verpackung ist außergewöhnlich: Die blaue Schachtel hinterlässt sofort einen sympathischen Eindruck, zumal man im Inneren mit „Hello, hei“ begrüßt wird.
Zum Lieferumfang des vom Hersteller nie „Netbook“ genannten Computers gehört übrigens auch ein USB-Ladekabel mit Handyanschluss für Geräte von Nokia. Zusätzlich gibt es noch ein Headset mit eingebautem Mikrofon und einem fast schon ohrenschädigenden Bass sowie ein Poliertüchlein, um den Glanz des Gehäuses zu erhalten. Eine Tasche zum Gerät liefert Nokia leider nicht mit. Bei einem so teuren Computer hätte man doch eine passende Neoprenhülle in der Schachtel erwartet. Außerdem sucht man jegliche Form von Datenträger vergebens – ok, das Netbook hat kein Laufwerk, wohin sollte man eine CD oder DVD auch stecken? Wie immer häufiger üblich, ist die Wiederherstellungssoftware auf einer versteckten Partition der Festplatte gespeichert. Damit ist ein vollständiges Rücksetzen des Booklet 3G in den Werkszustand möglich. Wenn allerdings die Harddisk beschädigt ist, dürfte es allerdings schwierig sein, Windows wieder lauffähig zu machen.
Das mitgelieferte Netzteil besitzt ein Kabelmanagement und der Stecker zur Dose wird interessanterweise seitlich angesteckt, was wir so bislang noch nicht gesehen haben. Wahrscheinlich soll dadurch ein versehentliches Ausstecken verhindert werden oder man will Wackelkontakte unterbinden. Apropos Wackelkontakt: Die Verbindung vom Stecker direkt zum Netbook ist nicht perfekt gelöst. Man muss ständig darauf achten, ob tatsächlich Strom fließt. Das hätte Nokia besser lösen können und wie man von Apple weiß, gibt es hier deutlich bessere Verbindungsmöglichkeiten.
Eine kleine Broschüre informiert über die Funktionen des Booklets, wobei grundsätzlich alles beim Booklet 3G selbsterklärend ist. Leider ist der Punkt GPS eine herbe Enttäuschung, denn die sonst vom Hersteller angebotenen OVI-Maps für Handys funktionieren beim Netbook nicht. Es gibt zwar ein kleines App für die Windows-Sidebar, wo man den aktuellen Standort angezeigt bekommt, das wars dann aber schon. Den Komfort eines herkömmlichen Navis erreicht man hier also nicht, zumal das nutzbare Google Maps ja in der Bedienung und dem Funktionsumfang auch nicht das Gelbe vom Ei ist. Der GPS-Chip zeigt den Standort übrigens nur bei eingesetzter SIM-Karte und entsprechendem Netzempfang an.
Beim erstmaligen Hochfahren verlangt das Booklet nach ca 2 Minuten Vorbereitungszeit die Eingabe der Sprache, von Land/Region, Zeit und Währung sowie Tastaturlayout, ganz wie man es von Windows 7 (hier in der Starter-Version) gewohnt ist. Nachdem ein Benutzer- und Computername sowie Kennwort eingegeben wurde, müssen nur noch die Lizenzbedingungen akzeptiert, die gewünschte Updatevariante ausgewählt und Zeit bzw. Datum eingestellt werden, schon kann man ein vorhandenes Drahtlosnetzwerk auswählen. Nach dem zweimaligen Neustart und einigen Minuten Wartezeit, ist das Nokia Netbook praktisch einsatzbereit.
Natürlich müssen noch die üblichen Updates heruntergeladen werden, wofür man entweder auf WLAN oder eine UMTS-Verbindung per SIM-Karte zurückgreifen kann. Auch die vorhandene F-Secure Internet Security 2010 muss neben dem Windows Update aktualisiert werden. Abgesehen von einer MS Office 2007 Testversion für 60-Tage ist der Computer erfreulicherweise nicht mit weiterer Software zugemüllt.
Das Nokia Booklet 3G in der Praxis
Im Betrieb des Nokia Booklet irritiert den normalen User zunächst einmal, dass man von dem stylischen Gerät keinen Ton hört. Nicht einmal bei einem Neustart oder unter Hochlast bemerkt man mehr als ein ganz leises Surren der 1.8-Zoll-Festplatte. Da jeglicher Lüfter fehlt, wird das Alu-Gehäuse zur Abgabe der Wärme genutzt, wobei dieses selbst bei längerem Einsatz nicht unangenehm heiß wird. Also: Daumen hoch für Nokia!
Als eines der wenigen Netbooks hat Nokia einen SIM-Karten-Steckplatz eingebaut, der sich hinter einer Klappe (neben dem SD-Cardreader) befindet. Dieser ist gut zugänglich und nicht irgendwie unter dem Akku versteckt, wie dies sonst gerne der Fall ist. Die SIM-Chips können übrigens problemlos im laufenden Betrieb gewechselt werden. Selbst nach intensiver Nutzung und unzähligen Standby-Aufwach-Standby-Einsätzen versagte die HSDPA-Nutzung nur einmal den Dienst und wir mussten komplett neu booten. Das ist mehr als zufriedenstellend. Eher weniger optimal ist die Empfangsleistung des Mobilfunkteils, der deutlich schwächer ist als beim ebenfalls von uns getesteten Q10air (aka ECS G10IL), das in dieser Disziplin wirklich erstklassi ist.
Das Display mit 10,1-Zoll-Diagonale ist im durchaus unüblichen 16:9 Format mit einer hohen Auflösung von 1280 x 720 Bildpunkten ausgeführt, was für die Wiedergabe von TV-Programmen natürlich perfekt ist. Gleichzeitig bekommt man auch mehr Inhalte auf Webseiten angezeigt und kann hier – ähnlich wie beim iPhone – per Multitouch-Zweifingertechnik die Anzeige vergrößern. Insgesamt wirkt das Display etwas zu blass und selbst die unbedingt nötige Korrektur über Betriebssystem und Grafikkarte bringt hier wenig. Dass das Display auch noch spiegelt, erleichtert die Lesbarkeit bei hellem Sonnenlicht nicht unbedingt. Als Ausgleich für dieses Manko gibt es dafür eine HDMI-Schnittstelle, mit der sich alle Inhalte perfekt an einen größeren Monitor umleiten lassen. Die Zusammenarbeit mit LCD-Screen oder Flat-TV funktioniert übrigens bestens. Leider ist der verbaute Atom-Prozessor etwas schwach auf der Brust und die lahme Festplatte trägt ihres dazu bei, dass HD-Inhalte alles andere als flüssig abgespielt werden. Für normale Office-Zwecke reicht aber das Gerät aber allemal.
Serienmäßig ist übrigens Bluetooth aktiv, das man natürlich im Sinne einer verlängerten Batterielaufzeit ausschalten sollte. Das dafür nötige Menü kann man über Fn-F10 aufrufen. Was auffällt, ist die Tatsache, dass bei einem verfügbaren WLAN-Netz immer ein blaues Lämpchen blinkt. Wer nur per Handynetz ins Web möchte, kann das Wi-Fi natürlich deaktivieren.
Das Booklet 3G verwendet im Gegensatz zu den meisten Geräten im Netbook-Bereich eine etwas älteren Intel Atom CPU (Z530 mit 1.6 GHz), die eben nicht besonders schnell ist, dafür aber enorme Betriebszeiten erlaubt. So kann man tatsächlich an die 10 Stunden mit dem Gerät arbeiten, ohne beim Ladegerät andocken zu müssen. Das ist ein absoluter Rekord und auf iPad-Niveau.
Unser Test-Fazit: Das Nokia Booklet 3G ist ein optisch sehr ansprechendes und in der Praxis absolut überzeugendes Netbook zu einem gehobenen Preis, wobei im Sommer 2010 manche Anbieter das Gerät bereits für durchaus angebrachte 500 Euro im Programm haben. Wer nicht unbedingt einen wieselflinken Computer benötigt, sondern eher auf lange Laufzeit und geringes Gewicht Wert legt, ist damit bestens versorgt. Leider lässt sich der fix verlötete RAM-Speicher von einem Gigabyte nicht erweitern. In Kombination mit Windows 7 Starter reicht die Leistung des Mini-Laptops aber für normale Office-Einsätze und das Surfen im Internet. Schade ist nur, dass die vorhandenen GPS-Möglichkeiten nicht genutzt werden und bei einem so teuren Gerät keine Schutzhülle beiliegt. Dafür überzeugt aber die Tastatur selbst schnelle Tipper im Zehnfingersystem, was bei einem Netbook immer noch nicht selbstverständlich ist.
Vor- und Nachteile Nokia Booklet 3G:
+ gut verarbeitetetes Gehäuse
+ integriertes HSDPA-Modem
+ Card-Reader
+ Display mit 1280×720 Bildpunkten
+ lange Akkulaufzeit
+ sehr gute Tastatur
+ Trackpad mit Zoom-Funktion
+ Windows 7 Starter
o wenig ausgereifte GPS-Funktion
– schwacher Prozessor
– langsame Festplatte
– kontrastarmes Display
– Arbeitsspeicher nicht erweiterbar
Hier noch ein Video, das Ihnen das Booklet 3G in bewegten Bildern näherbringt:
Generell sind Netbooks ja ein boomendes Segment in der Computerbranche. Allerdings werden sie immer mehr von den trendigen Tablets verdrängt, die zwar weniger Funktionen besitzen. Sie lassen sich aber intuitiver bedienen und sind sind in Sachen Gewicht noch handlicher, was einen Einsatz unterwegs erleichtert. Gerade das Apple iPad sorgt ja für Begeisterung, wenn es auch – zumindest bei der Markteinführung – vergleichsweise teuer war. Wer jedoch aus beruflichen oder privaten Gründen einen vollwertigen mobilen Computer benötigt, wird weiterhin auf ein Netbook setzen oder in ein teureres Sub-Notebook investieren. Denn damit hat man praktisch alle Möglichkeiten eines größeren Computers, ohne dass man Abstriche machen muss. Wer außerdem auf Windows-Software angewiesen ist, wird mit iPad und Co. natürlich weniger glücklich sein.
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