Das Buch „Privatradio in Österreich – Eine schwere Geburt – Piraten, Profis, Pleiten“ bietet jede Menge Einblicke in die Branche. Lesen Sie unsere Rezension dazu.
230 Seiten Erfahrungsberichte, Insider-Informationen sowie Daten bietet das von Werner Reichel, Michael Konvicka, Georg Streit und Rüdiger Landgraf herausgegebene Buch. „Privatradio in Österreich“ war tatsächlich „eine schwere Geburt“, wie dies der Titel richtig zusammenfasst. Der Leser erfährt wie es zum Aufstieg und Fall von „Radio CD“ kam oder weshalb Hörfunk-Urgestein Willi Weber („Radio Uno“) schließlich das Handtuch warf, als er endlich eine Sendelizenz ergattert hatte.
Die Situation in der Bundeshauptstadt
Besonders der Wiener Radiomarkt – einer der spannendsten und am meisten umkämpften Medienstandorte im Europa der späten 90er – wird durchleuchtet. Verschiedene Zeitzeugen erzählen ihre Sicht der Dinge und so manche kuriose Anekdote aus dem Studioalltag wird geschildert. Die im Reinhard Fischer Verlag erschienene Chronologie bietet neben wichtigen Kalenderdaten zum Thema auch eine Liste der früheren und aktuellen Privatradios (von KroneHit bis Antenne Vorarlberg) sowie Grafiken zu den Reichweiten der Sender.
Zusammenfassung des Buches
Alles in allem ist „Privatradio in Österreich“ ein Buch, das sich nicht nur an Menschen aus der Szene richtet, sondern für jeden Medieninteressierten geeignet ist. Die einzelnen Artikel sind leicht verständlich und stellen eine lesenswerte Lektüre dar. Damit sind die ersten 10 Jahre des privaten Hörfunks in der Alpenrepublik für die Nachwelt erhalten. Doch was bleibt unter dem Strich übrig? Einerseits ist die Medienvielfalt gewachsen, aber kein private Sender kann den öffentlich-rechtlichen Stationen wie Ö3 oder den regionalen ORF-Programmen wirklich gefährlich werden. Statt vielen lokalen und regionalen Anbietern gibt es inzwischen Senderketten, die von den großen (Print-)Medienkonzernen betrieben werden.
Auf dem Weg hierher wurden viele Millionen Euro verpulvert und hunderte Mitarbeiter „verbraucht“. Wer profitiert am meisten vom Privatradio? Nicht nur der Hörer, der sich über eine größere Auswahl an Programmen freuen kann, sondern auch der ORF. Er konnte in den letzten Jahren viele halbwegs gut ausgebildete Nachwuchs-Moderatoren und -Journalisten zum Spartarif verpflichten. Im Nachhinein betrachtet war der Kampf David (Private) gegen Goliath (ORF) eigentlich eine enorme Materialschlacht, bei der der Platzhirsch nicht geschlagen wurde. So gesehen hat Radiovater Willi Weber recht, wenn er resümiert: „Der Kampf gegen das ORF-Monopol war aus meiner Sicht umsonst. Es spielen doch fast alle ein Programm wie Ö3 und dennoch ist Ö3 mit Abstand der stärkste Sender“. Und: Das wird auch immer so bleiben.
„Privatradio in Österreich“, € 22.–, 230 Seiten, broschiert,
erschienen im Reinhard Fischer Verlag (München) im Januar 2006
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Privatradio in Österreich: Eine Chronologie
Während in anderen Ländern der westlichen Welt schon jahrelang ein Wettbewerb im Rundfunksektor herrschte, stritten Politiker und potenzielle Macher in der Alpenrepublik Anfang der 90er noch über gesetzliche Rahmenbedingungen. Nicht auf die offizielle Lizenz zum Senden wollten damals einige Grüppchen von „echten“ Radiopiraten warten: Sie beschallten mit primitiven, selbst gebastelten Sendeanlagen die Bundeshauptstadt vom Wienerwald aus. Etwas weiter ging die Mannschaft von „Radio CD“, die vom staatlichen (!) Rundfunkzentrum in Bratislava in der Slowakei mit ihrem Programm das damals noch behäbige Ö3 gehörig herausforderte und damit eine Zeit lang sogar gute Reichweiten erzielte.
Der Kampf des ORF gegen die „Kommerzradios“
Für Mitte der 90er war der Start der regulären Privatradios geplant, was sich aber bei den meisten Stationen aus rechtlichen Gründen verzögerte. Deshalb hatten die ORF-Sender genügend Zeit, sich auf die Konkurrenz vorzubereiten. Das war auch nötig, denn Ö3 und Radio Steiermark wurden im regionalen Markt auf Anhieb von der schon 1995 gestarteten „Antenne Steiermark“ enorm herausgefordert. Für den staatlichen Rundfunk natürlich eine unangenehme Situation. Deshalb wurde Ö3 zum professionellen Hitradio nach internationalem Vorbild umgebaut und dadurch grub man den Mitbewerbern bereits frühzeitig das Wasser ab.
Der Beginn
Was dann ab dem 1. April 1998 folgte, war eine Serie von kurzfristigen Erfolgen und gewaltigen Pleiten. Scharenweise reisten (zumeist selbst ernannte) Radioprofis aus der Bundesrepublik oder englischsprachigen Ländern an, um ihre Weisheiten auf die österreichischen Konsumenten loszulassen. Doch die Ideen waren in der Praxis nicht ausreichend, um gegen die Vorherrschaft der ORF-Sender anzutreten. Innerhalb weniger Monate wurden ganze Stationen komplett erneuert, unfähige Programmchefs schickten unausgebildete Mitarbeiter auf die Straße und folgten zumeist relativ bald selbst. In Wien konnte zwar 88.6 als Musiksender punkten, die „Antenne“ scheiterte aber daran, das „bessere“ Ö3 sein zu wollen. Radio Energy mauserte sich dagegen zum beliebten Jugendsender, 92.9 RTL blieb trotz oder gerade wegen der diversen Formatwechsel eine Totgeburt.
Ähnlich erging es dem größten Sender „Radio RPN“ in Niederösterreich: Einige wenige fähige und erfahrene Profis konnten das On-Air-Desaster nicht verhindern, welches von untalentierten Anfängern verursacht wurde. Auch der gigantische Umbau des Senders ab 2001 in Richtung „Krone Hitr@dio“ brachte nicht den gewünschten Erfolg, welcher Hörer wollte auch einen Ö3-Klon von vor 10 Jahren einschalten? Erst nach dem neuerlichen Relaunch, der konsequenten Ausrichtung als reines Musikprogramm und dem Ausbau des Sendernetzes sollte dem größten Privatradio (jetzt „KroneHit“) etwas Erfolg beschieden sein.
Unser Tipp: Das Buch „Privatradio in Österreich“ können Sie VERSANDKOSTENFREI bei Amazon.at bestellen! (Cover: Verlag Reinhard Fischer)
(nurido.eu-Redaktion – Erstveröffentlichung: 12.02.2006)
Der Weg zur Etablierung des Privatradios in Österreich ist geprägt von Herausforderungen und Widerständen, die zu einer spannenden Geschichte führen. Von den ersten illegalen Radiosendern bis zu den heutigen, professionell geführten Sendern gab es zahlreiche Rückschläge und Pleiten.
Privatradio in Österreich – Eine schwere Geburt – Piraten, Profis, Pleiten
Die ersten Gehversuche des Privatradios in Österreich begannen illegal. In den 1980er Jahren tauchten die sogenannten Piratensender auf. Diese unlizenzierte Form des Radios wurde von Enthusiasten betrieben, die oft improvisierte Sendeanlagen nutzten. Die Sender waren auf Kurzwelle oder UKW zu empfangen und erfreuten sich großer Beliebtheit. Besonders in Grenzregionen zu Deutschland, wo das Privatradio bereits etabliert war, fanden die Piratensender eine große Zuhörerschaft. Das österreichische Rundfunkmonopol, vertreten durch den ORF, sah diese Entwicklung jedoch kritisch und setzte alles daran, die illegalen Sender aus dem Verkehr zu ziehen.
Von Piraten zu Profis
Die Situation änderte sich schlagartig 1993, als das Verfassungsgerichtshof das Rundfunkmonopol des ORF aufhob. Dieser Meilenstein ermöglichte die legale Gründung von Privatradios in Österreich. Doch der Übergang von illegalen Piratensendern zu professionellen Radiostationen verlief nicht ohne Probleme. Viele ehemalige Piraten hatten Schwierigkeiten, den Schritt in die Legalität zu vollziehen. Finanzielle Engpässe, technische Herausforderungen und die Notwendigkeit, sich in einem plötzlich liberalisierten Markt zu behaupten, führten zu zahlreichen Pleiten.
Dennoch gab es auch Erfolgsgeschichten. Beispielsweise schafften es einige der ehemaligen Piraten, professionelle Radiostationen zu etablieren, die heute aus der österreichischen Radiolandschaft nicht mehr wegzudenken sind. Diese Sender mussten jedoch hart um ihren Platz kämpfen. Die Konkurrenz war groß, und die Anforderungen an Programmqualität und technische Ausstattung hoch.
Piraten, Profis, Pleiten – Die Geschichte des Privatradios in Österreich
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg war die Professionalisierung. Nur diejenigen, die sich schnell an die neuen Rahmenbedingungen anpassen konnten, überlebten die ersten Jahre. Privatradio bedeutete mehr als nur Musik und Unterhaltung. Es ging darum, eine Marke zu etablieren, ein verlässliches Programm zu bieten und Werbekunden zu gewinnen. Diese Transformation vom Hobby zum Geschäft war für viele eine schwere Geburt.
Die Rolle der Politik
Auch die politische Landschaft spielte eine wesentliche Rolle. Die Vergabe von Lizenzen war ein langwieriger und oft undurchsichtiger Prozess. Politiker hatten Einfluss auf die Entscheidung, wer eine Sendelizenz erhielt und wer nicht. Dieser Prozess führte oft zu Kritik und Vorwürfen der Vetternwirtschaft. Manche Lizenzvergaben wurden später sogar gerichtlich angefochten.
Allerdings war die Einführung des Privatradios in Österreich letztlich ein Schritt hin zu mehr Medienvielfalt und Meinungsfreiheit. Hören Sie heute Radio Energy, Kronehit oder Antenne Steiermark, dann profitieren Sie von den Kämpfen und Herausforderungen der Pioniere.
Herausforderungen und Anpassungen
Die Digitalisierung brachte weitere Herausforderungen. Streaming-Dienste und Podcasts veränderten die Art und Weise, wie Menschen Audioinhalte konsumieren. Privatradios mussten sich erneut anpassen. Viele Sender entwickelten eigene Apps und bauten ihre Online-Präsenz aus, um weiterhin attraktiv für ihre Hörer zu bleiben. Zudem setzten sie verstärkt auf zielgruppenspezifische Inhalte und interaktive Formate, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Privatradio in Österreich – Eine Geschichte von Piraten, Profis und Pleiten
Trotz aller Schwierigkeiten hat sich das Privatradio in Österreich etabliert. Heute gibt es über 80 private Radiostationen, die ein breites Spektrum an Musik, Nachrichten und Unterhaltung bieten. Dieser Erfolg wäre ohne die unermüdliche Arbeit der Pioniere und die Bereitschaft zur ständigen Anpassung nicht möglich gewesen.
Unser Tipp: Nutzen Sie die Vielfalt des österreichischen Radiomarktes und entdecken Sie neue Sender, die Ihren persönlichen Geschmack treffen.
Die Zukunft des Privatradios
Was bringt die Zukunft? Neue Technologien wie DAB+ und die fortschreitende Digitalisierung werden die Radiolandschaft weiter verändern. Privatradios müssen innovativ bleiben, um im Wettbewerb zu bestehen. Auch die finanzielle Stabilität bleibt ein zentrales Thema. Werbeeinnahmen sind nach wie vor die Hauptquelle der Finanzierung, doch auch hier gibt es immer wieder Schwankungen.
Dennoch zeigt die Geschichte des Privatradios in Österreich, dass selbst die größten Herausforderungen gemeistert werden können. Die Sender haben sich immer wieder neu erfunden und an die Bedürfnisse der Hörer angepasst. Diese Flexibilität wird auch in Zukunft der Schlüssel zum Erfolg sein.
Unser Tipp: Bleiben Sie offen für neue Technologien und Formate. So bleiben Sie immer auf dem neuesten Stand der Radiounterhaltung.
Abschließende Gedanken
Privatradio in Österreich – Eine schwere Geburt – Piraten, Profis, Pleiten. Diese Schlagworte fassen die Entwicklung treffend zusammen. Von den ersten Piratensendern über die Professionalisierung bis hin zu den Herausforderungen der Digitalisierung: Die Geschichte des Privatradios ist eine Geschichte von Anpassungsfähigkeit und Durchhaltevermögen.
Auch wenn es immer wieder Rückschläge gab, haben die Pioniere des Privatradios nie aufgegeben. Sie haben gezeigt, dass man mit Leidenschaft und Engagement Großes erreichen kann. Dies sollte uns allen ein Vorbild sein, unabhängig davon, in welchem Bereich wir tätig sind.
Unser Tipp: Ermutigen Sie junge Menschen, sich im Bereich der Medien auszuprobieren. Neue Ideen und Perspektiven sind essenziell für eine lebendige Medienlandschaft.
(Aktualisierung: 14.06.2024)